© Tierfreunde Rhein-Erft
Gustel
Hallo, ich bin die Gustel. Ich bin inzwischen sechzehn Jahre alt und seit sieben Jahren
Pulheimerin. Selbstverständlich bin ich angemeldet und versichert. Menschen meinen ja, das
muss so sein - na ja, und ehe “meine Leute” Ärger kriegen … erledigt.
Heute erlaube ich mir, auch mal etwas zu meinem Wohnort zu sagen.
Bis ich herkam hatte ich leider kein gutes Hundeleben. Zum Glück nehmen “meine Leute” nur
Hunde mit Vorgeschichte und das schon viele Jahre.
Zunächst einmal - das neue Zuhause ist das, was ich mir als kleiner Hund immer gewünscht
habe - ein eigenes Körbchen in der Stube (nicht wie vorher eingesperrt in der Garage!). Das
Futter stimmt. - Ich freue mich immer auf Futter und wenn es “an der Zeit ist”, belagere ich
Herrchen ebenso, wie es mein Hundekumpel Charly macht. PS: Die Tierärztin meint, ich stehe
zu gut im Futter. Darum werde ich gelegentlich etwas knapp gehalten. Das finde ich nicht so
toll - weil Futter doch so lecker schmeckt. Wir kriegen Streicheleinheiten, werden
angesprochen, Herrchen und Frauchen spielen mit uns - alles prima. Darum sind wir auch so
ausgeglichene Hunde. Wir bellen nicht übermäßig. Nur wenn es schellt - aber das dürfen wir ja
wohl!
Wir beißen niemanden. Aber sollte mal einer versuchen, unseren Leuten was zu tun - na dann …
wahrscheinlich! - Ist wohl auch verständlich. Es hat aber noch niemand ausgetestet.
Unsere Nachbarn kennen uns. Wir sind immer freundlich zu ihnen und die zu uns und unseren
Leuten.
Jaaaaaa und dann…, diese Menschen verstehen uns, wenn wir raus müssen und vor allem, die
Spaziergänge, die keine sind.
Nachdem ich mich eingelebt hatte, darf ich viel frei laufen. Klar, nur da, wo mir und Menschen
nichts passieren kann. Weil ich fremde Hunde nicht sonderlich mag, komme ich bei Begeg-
nungen fast immer sofort an die Leine. Da war mal was in meinem Vorleben … - Das konnte ich
meinen Leuten nur noch nicht alles so klar erzählen.
Wir steigen immer ins Auto und fahren dorthin, wo meine Menschen sich erholen können und
wo mein Hundekumpel Charly, der Pekinese, und ich schnüffeln, spielen, rennen und hopsen
könnnen. Oh, ich weiß genau “meine Zeiten”, wann ich meine Leute darauf ansprechen kann -
“lasst uns fahren, wir wollen uns bewegen.” Letztendlich ist es auch für unsere Leute gut - wir
sind ihre Personal-Trainer - und das bei jedem Wetter! So sind wir ausgelastet, bellen nicht
rum und vor allem: Wir haben es nicht nötig, vor anderer Leute Häuser unsere Häufchen
abzusetzen.
Appell an meine Stadt:
Neulich war mal wieder so eine Zeit, die ich so gar nicht mag: Herrchen war mit dem Auto
fort und wir konnten nicht mit. Es blieb uns keine andere Wahl. Wir mussten in Pulheim - im
Ort - unsere Runde gehen. - Leute, welch ein Unterschied! Der Asphalt war viel zu heiß für
unsere Pfoten. Nirgendwo fanden wir Schatten - außer vor Häusern. Überall war es laut. Die
Autos waren überall in unserer Nähe - nirgendwo frische Luft, nur der Benzingestank. Da war
nix mit “mal für ein Weichen von der Leine”!!!
Ich weiß nicht, wieso es sich die Gemeinden erlauben können, für uns Luxussteuer zu fordern,
ohne uns nur den geringsten Luxus zu bieten; im Gegenteil, unsere Leute nur mit Verboten und
Geboten zu belegen. Das alles finde ich unangemessen und hiermit protestiere ich auf’s
Schärfste.
Hier sind keine ausreichenden Grünflächen in fußläufig zu erreichender Nähe. Der sog. Nord-
park ist für uns ein Witz - nirgendwo Schatten oder Windschutz. Nee, da sind wir im
Stommelner Busch oder im Königsdorfer Wald Besseres gewohnt. Und an der Laache… -
“Hunde an die Leine”! Wo bitte, dürfen wir in Pulheim mal Hund sein? Wo können wir mit
Herrchen und Frauchen mal entspannt spazieren gehen - und zwar ausgiebig? - Ich habe noch
nichts entdeckt. Oder wohnen hier nur Leute, die das nicht brauchen?
Unser Frauchen ist der Gemeinde schon vor Jahren mehrfach auf die Bude gerückt und hat
gebeten, sowas einzuplanen. Und was geschieht? Das nahe gelegene Feld ist inzwischen auch
bebaut und von Straßen durchzogen. Demnächst gibt es überhaupt kein Gebiet mehr hinter
der Bahn zum Gassigehen, wenn Herrchen mal wieder mit dem Auto weg ist und wir nicht mit
können. In Berlin - so habe ich gehört, hat man die Mauer schon vor meiner Zeit abgerissen,
an der Geyener Straße allerdings solche Ungetüme aufgebaut - tz tz tz. Da kann ich nur mit
meinen Ohren schlackern. Verstehe einer die Verwaltung …
Mir jedenfalls graut schon heute davor, wenn ungewollt “Pulheimer Runden” anstehen - serbst-
verständlich mit Tüten im Gepäck. Nur wohin damit???
Es grüßt eine traurige und unzufriedene
Gustel, leider inzwischen ohne Kumpel Charly, dem Pekinesen
Pulheim, 2022
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